Oder wie aus einer Malm aus Versehen eine Hemnes wurde
Im Dachboden stand 12 Jahre eine alte Ikea-Kommode: nicht schön genug für den Wohnraum und nicht kaputt genug für den Sperrmüll.
Aus dieser alten Malm-Kommode müsste sich doch etwas sinnvolles machen lassen – der Gedanke: aus alt mach neu, aus hässlich mach schön.
Vier Tage lang habe ich in meinem kleinen Hof geschliffen, Ecken und Kanten abgefeilt, grundiert, 3 Schichten Kreidefarbe aufgetragen,
kleine, schwarze Fliegen vom frischgestrichenen Auftrag entfernt, versiegelt und die Knöpfe festgeschraubt. Stolz auf mein Meisterwerk knipste ich mit meinem Handy einige Bilder um sie für die Nachwelt festzuhalten – schließlich ist mir ein unglaubliches Einzelstück gelungen.
Nur auf den Fotos sah es gar nicht aus wie ein Einzelstück – eher wie ein Teil aus einer anderen Ikea-Linie … Hemnes!
Aber nur auf den Bildern, in Wirklichkeit hat sich die Kommode einen Ehrenplatz im Schlafzimmer verdient und ich freue mich jeden Tag, wie nachhaltig, ökologisch, günstig und einfach ich zu meinem ganz persönlichen Möbelstück gekommen bin.
Und hier die Anleitung, damit auch Ihr Euer persönliches Unikat DIY erschaffen könnt:
Materialliste
- eine Kommode o. ä.
(vom Dachboden, Keller, Sperrmüll, ebay, Omas Scheune …) - ein oder zwei hochwertige Pinsel (breit und schmal)
(hier nicht sparen, es reicht schon Fliegen vom Anstrich zu entfernen, es müssen nicht auch noch Pinselhaare hinzukommen) - Sperrgrund
(dieser verhindert gerade bei hellen Anstrichen, dass das untere Material ausblutet und zu einem fleckigen Ergebnis führt) - Kreidefarbe
(Farbe nach Wahl, hier gilt: je heller die Farbe, um so mehr Schichten können nötig sein; am Besten eine Farbe wählen, die Ihr in ein paar Monaten noch ertragen könnt) - Versiegelung oder Möbelwachs
(Versiegelung ist robuster, dadurch wird die Oberfläche allerdings weniger matt; Möbelwachs sollte regelmäßig für besseren Schutz aufgetragen werden) - Schleifpapier (grob und fein)
- eine Holzraspel oder Feile
(irgendwas, was man im Werkzeugschrank seines Mannes/Vaters/Opas findet, um die Kanten abzufeilen) - Lappen, etwas zum entfetten (Fettlöser, zur Not Spülmittel), Handschuhe, Besen, evtl. Staubsauger, etwas Wasser, Bohrmaschine, Akkuschrauber oder Schraubenzieher und Abdeckmaterial für den Untergrund (Papier oder altes Bettlaken)
- einen Foto oder Handy, um alles für’s Familienalbum festzuhalten oder um die Bilder am nächsten Stammtisch zu zeigen
Kommode säubern und abschleifen
Dies ist wichtig, damit Euch die Farbe auch hält. Was gibt es Ärgerlicheres, als eine abblätternde Farbe nur weil man zu bequem war, den Untergrund zu säubern? Mit nassem Lappen und Fettlöser die Kommode abwischen und mit grobem Schleifpapier leicht anschleifen (ANschleifen, nicht abschleifen, dies kommt allerdings auf den Untergrund an. Achtung: staubige Angelegenheit). Geht aber ganz schnell. Versprochen.
Zum einfacheren Bearbeiten habe ich die Schubladen heraus genommen.
Am Besten jetzt schon die Löcher für Griffe oder Knöpfe bohren.
Ecken und Kanten abfeilen
Das war mir bei der Malm wichtig – hätte ich sie lediglich angestrichen, hätte sie immer noch wie eine Malm ausgesehen. Nur in weiß.
Alle Ecken und Kanten abfeilen, raspeln, schleifen wie und bis es Euch gefällt. Learning by doing quasi. Passt nur auf Eure Haut auf, so eine Feile raspelt alles ab, was ihr in die Quere kommt. Ich hab das für uns ausprobiert – es ist nicht zu empfehlen.
Ach ja: die Raspel/Feile unbedingt gesäubert wieder in die Schublade Eures Mannes/Vaters/Opas zurück legen.
Staub entfernen
Mit Besen und/oder Staubsauger gut entstauben und nochmal feucht drüber wischen.
Sperrgrund auftragen
Am Besten mit einem Pinsel (Rolle geht auch). Dient gleichzeitig zum warm werden, bevor der richtige Farbauftrag losgeht (Trocknungszeit auf Verpackung beachten).
Kreidefarbe auftragen
Ich war echt aufgeregt vor dem ersten Pinselstrich! Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich den richtigen Dreh raushatte: erst die äußeren Kanten mit dem dünneren Pinsel und dann die Hauptfläche mit dem Breiten. Sagen wir es mal so: die erste Versuchs-Schublade ist nun die unterste Schublade der Kommode #nomorewordsneeded.
Kreidefarbe ist cremig dick und muss sehr gut aufgerührt werden. Mit dem Pinsel sieht man die Striche, mit der Rolle wird es feiner. Pinselstriche sind allerdings absolut gewünscht bei der Technik. Die Anzahl der Farbanstriche ist Geschmackssache, bei mir waren 3 Weißanstriche nötig, bis mir das Ergebnis gefallen hat (vor jedem Auftrag Farbe trocknen lassen).
Tipp: Farbnasen gleich entfernen. Pinsel während Pausen in Folie luftdicht packen und nach der letzten Farbschicht gut mit Wasser ausspülen (Kreidefarbe ist bis zu einem gewissen Grad wasserlöslich).
Definition „gewisser Grad wasserlöslich“: Spritzer auf dem Boden auf der Haut lassen sich, vor allem bei noch feuchter Farbe, gut entfernen. Auf der Kleidung eher weniger – seufz … mein Jeans …)
Letzte Schicht: Versiegelung oder Möbelwachs
Die Versiegelung (lt. Packungsbeilage) mit einem Pinsel 1 – 2 Mal auftragen (zwischendrin trocknen lassen), dies macht das gute Stück robuster und es kann auch mal feucht Staub gewischt werden. Kreidefarbe allein ist sehr empfindlich. Solltet Ihr Euch für Wachs entscheiden, könnt Ihr diesen mit einem speziellen Wachspinsel oder einem weichen Tuch auftragen.
Tadaaaa und schon ist ein völlig „neues“ Möbelstück entstanden – ganz so, wie es mir gefällt.
Ich verwende die Kreidefarben, Versiegelung, Sperrgrund und Pinsel von Lignocolor.
Zum Besseren Veranschaulichen zum Schluß noch der Vorher-Nachher-Vergleich.
Dem geübten Ikea-Auge wird die Ähnlichkeit zur Hemnes-Reihe wahrscheinlich auffallen…
Auf Instagram erfahrt Ihr, sobald ich einen neuen Blogbeitrag verfasst habe, also am Besten gartenblögchen auf Instragram folgen!
(Werbung, da Markennamen-Nennungen. Alles selbst gekauft.)